Gründung des Pfarramtes 1962
578 Evangelische A.B., 20 Evangelische H.B.
In der Diaspora
Unsere Pfarrgemeinde im Ausserfern liegt in extremer geografischer Lage im Norden Tirols. Die fast 600 Gemeindeglieder wohnen verstreut über viele Dörfer und Täler, oft weit entfernt vom Zentrum Reutte, in dem seit 50 Jahren die Evangelische Dreieinigkeitskirche mit Pfarrzentrum liegt. Daraus ergeben sich lange Betreuungswege für unseren Pfarrer Mathias Stieger. Wenn auch in Ehrwald und Tannheim regelmäßig Gottesdienste abgehalten werden und Religion meist zentral unterrichtet wird, bleiben lange Wege zu Gemeindeabenden und Gesprächskreisen. Anderseits ist es für viele einfach unmöglich unsere vielfältigen Angebote an Kreisen und Gruppen zu nützen. Wenn auch Reutte mit weiterführenden Schulen Jugendlichen Bildungsmöglichkeiten bietet, kommen die meisten Evangelischen nach ihrem Studium nicht mehr hierher zurück. Daher haben wir viele ältere Gemeindeglieder, aber glücklicherweise auch viele Kinder aus meist gemischtkonfessionellen Lebensgemeinschaften. Diesen das Hineinwachsen in unsere Gemeinschaft zu ermöglichen ist uns ein großes Anliegen.
Wir sind uns unserer Diasporasituation bewusst und bemühen uns als Evangelische „sichtbar“ zu sein.
Historisches
Kirchengeschichtlich gilt ab 1782 auch im Außerfern das Toleranzpatent Josephs II. Allerdings werden Evangelische noch 1877 vom Katholischen Politischen Verein für Reutte und Umgebung angefeindet. Obwohl Reutte 1884 erste Predigtstation der Innsbrucker Evangelischen Gemeinde wird, erfolgt die Betreuung ausschließlich von der Nachbargemeinde Füssen/Allgäu.
Nach dem Ersten Weltkrieg ziehen evangelische Familien aus Norddeutschland zu, die Gemeinde wächst. 1931 findet die erste Konfirmation in Reutte statt. Das Reuttener Textilwerk und das Metallwerk Plansee fördern die kleine Gemeinde.
Nachdem der Zweite Weltkrieg vorerst alle Hoffnungen auf einen eigenen Kirchenbau zerschlagen hatte, wird 1956 unter Pfarrer Gottfried Fries doch noch der Grundstein für die Evangelische Kirche in Reutte gelegt. Mit viel Eigenleistung, aber auch durch großzügige Spenden des Gustav-Adolf-Werkes, der Familie Engel, der Öffentlichen Hand und nicht zuletzt der Vortragsreisen von Pfarrer Fries gelingt es, den Kirchenbau in zwei Jahren zu errichten.
Am 1. Juni 1958 wird die Dreieinigkeitskirche in Reutte im Beisein von Superintendent Wilhelm Mensing-Braun/Linz, Bischof D. Gerhard May und vielen Pfarrern und Ehrengästen aus dem In- und Ausland eingeweiht. Unter Pfarrer Werner Wehrenfennig, der von 1961 bis 1980 in Reutte Pfarrer war, wird Reutte definitiver Sitz der Evangelischen Pfarrgemeinde A.B. Tirol West mit einer Fläche von 4500 km2 (politische Bezirke Reutte, Imst und Landeck) die mit Abstand größte Gemeinde der Evangelischen Kirche in Österreich. Unter Pfarrer Mag. Andreas Domby tritt Pfarrer Mag. Richard Rotter 1983 sein Amt als Pfarrer in Landeck an. 1993 kommt Pfarrer Mag. Mathias Stieger aus Siebenbürgen nach Reutte und wirkt seitdem als Pfarrer dieser Gemeinde.