Gebet für Freiheit und Würde 27.04.2020
Afghanistan ist nicht sicher.
Seit über 40 Jahren zerstören Krieg und Terror dieses Land, indem die Müttersterblichkeit immer noch zu einer der Höchsten dieser Erde zählt. 2018 litten 2/3 der Provinzen Afghanistans unter den Folgen der schlimmsten Dürre seit über acht Jahren. 2019 sorgten dann gewaltige Überschwemmungen für weitere Ernteausfälle. In einem Land, indem die meisten Menschen von der Landwirtschaft leben, ist das eine Katastrophe und sorgt dafür, dass Menschen nicht nur aufgrund andauernder Kampfhandlungen ihre Dörfer und Distrikte verlassen müssen. Richterinnen und Richter an den österreichischen Asylgerichten sind der Überzeugung, dass sich junge afghanische Männer, die abgeschoben werden, in den Städten Kabul, Herat oder Mazar-i-sharif leicht eine neue Existenz aufbauen können. Warum siedeln sich nicht die vielen binnenvertrieben Afghaninnen und Afghanen dort an, wenn es so einfach möglich wäre?
Abschiebungen in derartig von Krieg, Terror und Naturkatastrophen zerstörte Länder erachten wir als menschenrechtswidrig und als ein Armutszeugnis für unser Land.
Gott, du Schöpfer der Zukunft und der Hoffnung,
wir glauben an deine Gerechtigkeit. Und wir glauben an Jesus Christus, deinen Sohn, der sich für die Schwachen, am Rand der Gesellschaft Stehenden, für Verfolgte und Andersdenkende eingesetzt hat. Wir erwarten, dass unsere Kirchen dieser Botschaft folgen und ihre Praxis danach ausrichten. Wir erwarten das auch von Menschen in Politik und Wirtschaft, die vorgeben christlichen Werten zu folgen. Statte sie aus mit der Sensibilität andere wahrzunehmen, damit sie sich nicht selbst zu sehr aufspielen und andere Menschen einschüchtern, verunsichern oder sogar ihrer Zukunftsperspektiven berauben. Rüste uns aus mit der Unbeirrbarkeit für die Opfer von leichtfertig ausgestellten negativen Asylbescheiden einzustehen, unsere Stimmen zu erheben und darauf hinzuweisen.
Wir hoffen und bitten dich darum, dass dein Geist unser Engagement für mehr Gerechtigkeit stärkt und unterstützt. Erhalte uns die Unfähigkeit uns an Unmenschlichkeit zu gewöhnen.
Gott, du Schöpfer der Zukunft und der Hoffnung,
wir glauben an deine Gerechtigkeit. Und wir glauben, dass dein Sohn Jesus Christus uns gezeigt hat, wie wir Gerechtigkeit leben können. Wir erwarten, dass alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion und Lebensgeschichte ein menschenwürdiges Leben gestalten dürfen. Wir sind der Überzeugung, dass der Mensch im Mittelpunkt der Asylverfahren stehen sollte. Darum bitten wir dich, dass Geflüchtete gerechte Verfahren erhalten, in denen sie eine Chance haben gehört zu werden, ihre Berichte nicht von Vorneherein als unglaubwürdig abgestempelt werden und ein Urteil nicht bereits vor der Einvernahme so gut wie feststeht.
Gott, du Schöpfer der Zukunft und der Hoffnung.
wir glauben an deine Gerechtigkeit und daran, dass es sich lohnt sich dafür einzusetzen. Lass uns auch weiterhin nicht gleichgültig bleiben, wenn die Mächtigen sich vergessen und die Ohnmächtigen vergessen werden. Lass uns dazu beitragen, dass Menschlichkeit, Respekt und Verantwortung für einander sich in unserer Gesellschaft ausbreiten, wie die Glut eines Feuers, an dem sich alle Menschen wärmen können.
Gemeinam beten wir zu dir:
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.