Radiogottesdienst „Der Heilige Geist beflügelt“

Am Pfingstmontag aus Kufstein

Kufstein (epdÖ) – Der ORF-Radiogottesdienst vom Pfingstmontag, 1. Juni, kommt aus Kufstein in Tirol. „Der Heilige Geist beflügelt. Er überwindet alle Begrenzungen und Einschränkungen des Lebens und führt in die Weite.“ Unter diese Überschrift stellen Pfarrer Robert Jonischkeit und sein Team den Gottesdienst, der ab 10 Uhr auf den Regionalsendern des ORF (ausgenommen Radio Wien) übertragen wird. Jonischkeit: „Durch die Pandemie bedingt haben die Menschen die existentielle Erfahrung von Einengung, Beschränkung, Begrenzung und Verboten gemacht. Das kann Angst und Unsicherheit erzeugen. Ganz ähnlich ging es den Jüngern nach dem Tod Jesu. Sie haben sich eingesperrt, waren verängstigt und perspektivenlos.“ Auf diese Gefühle wolle er in dem Gottesdienst, der aus der Kufsteiner Johanneskirche übertragen wird, eingehen. So präzisiert Jonischkeit: „Als Jesus erschien und den Jüngern den Heiligen Geist einhauchte, veränderte sich ihre Situation grundlegend.“ Aus verzagten und verängstigten Jüngern seien begeisterte, mutige und leidenschaftliche Apostel geworden. „Diese Erfahrung brauchen wir gerade in diesen Zeiten. So feiern wir einen im wahrsten Sinn des Wortes geistreichen Pfingstgottesdienst.“

Musikalisch begleitet wird der Gottesdienst von Diözesankantor Gordon Safari an der Orgel. Safari hat auch die musikalische Gesamtleitung. Mit dabei sind Lisa Mauracher (Gesang und Gitarre), Maren Janiczek mit ihren Kindern Lisa, Julia und Fabian (Keyboard, Geige, Querflöte, Gesang). Weiters singen und spielen Mitglieder des Ensembles BachWerkVokal: Electra Lochhead (Sopran), Tamara Obermayr (Alt), Max Tavella (Bass) und Hannah Vinzens (Violoncello).

Olivier Dantine – Predigt zum Sonntag Exaudi – 24. Mai 2020

Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, ein Bund, den sie nicht gehalten haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der HERR; sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den HERRN«, sondern sie sollen mich alle erkennen, beide, klein und groß, spricht der HERR; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.

Jeremia 31,31-34 (Lutherbibel 2017)

Predigt von Olivier Dantine zum Sonntag Exaudi, 24. Mai 2020

A. Vivaldi, Sonate für Violoncello und Continuo Nr. 5, B-Dur, Largo und Allegro

Olivier Dantine – Predigt zum Sonntag Rogate – 17. Mai 2020

Der Herr sprach zu Mose: Geh, steig hinab; denn dein Volk, das du aus Ägyptenland geführt hast, hat schändlich gehandelt. Sie sind schnell von dem Wege gewichen, den ich ihnen geboten habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht und haben’s angebetet und ihm geopfert und gesagt: Dies sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägyptenland geführt haben. Und der Herr sprach zu Mose: Ich habe dies Volk gesehen. Und siehe, es ist ein halsstarriges Volk. Und nun lass mich, dass mein Zorn über sie entbrenne und sie verzehre; dafür will ich dich zum großen Volk machen. Mose wollte den Herrn, seinen Gott, besänftigen und sprach: Ach, Herr, warum will dein Zorn entbrennen über dein Volk, das du mit großer Kraft und starker Hand aus Ägyptenland geführt hast?  Warum sollen die Ägypter sagen: Er hat sie zu ihrem Unglück herausgeführt, dass er sie umbrächte im Gebirge und vertilgte sie von dem Erdboden? Kehre dich ab von deinem glühenden Zorn und lass dich des Unheils gereuen, das du über dein Volk bringen willst. Gedenke an deine Knechte Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selbst geschworen und verheißen hast: Ich will eure Nachkommen mehren wie die Sterne am Himmel, und dies ganze Land, das ich verheißen habe, will ich euren Nachkommen geben, und sie sollen es besitzen für ewig. Da gereute den Herrn das Unheil, das er seinem Volk angedroht hatte.

2. Mose 32,7-14 (Lutherbibel 2017)

Predigt von Olivier Dantine zum Sonntag Rogate, 17. Mai 2020

D. Scarlatti – Sonata in F
J. Haydn – aus Sonata in B, 3. Satz Menuetto

Gebet für Freiheit und Würde 11.05.2020

Afghanistan ist nicht sicher.

Die Corona Pandemie entzieht den Menschen in Afghanistan noch zusätzlich ihre Existenzgrundlage, weil – ähnlich wie in Europa – strenge Ausgangsbeschränkungen bestehen. Die Menschen dürfen nicht zur Arbeit gehen, haben deswegen kein Einkommen und können Lebensmittel sowie Mieten nicht bezahlen. In einem Land, indem die wenigsten Familien über finanzielle Rücklagen verfügen, führt der Verlust des Einkommens in wenigen Tagen schon zu Lebensunterhalt bedrohenden Situationen ganzer Familien.

Viel mehr, als vor dem Virus fürchten sich aber viele Afghaninnen und Afghanen derzeit vor dem Ausbruch eines neuen Bürgerkrieges. Der Streit um die Regierung, zwischen dem offiziell wiedergewählten und amtierenden Präsidenten Ashraf Ghani und seinem Konkurrenten Abdullah Abdullah machen eine kriegerische Auseinandersetzung nicht unwahrscheinlich. In Kabul gibt es immer wieder Waffengefechte. Was ein Bürgerkrieg zusätzlich zu dem Terror der Taliban und des IS, und einer Corona Pandemie in der ohnehin verarmten Zivilbevölkerung bewirken würde, darüber wollen und können die Menschen fast nicht nachdenken.

Afghanistan hat jetzt schon die höchste Arbeitslosenrate der Welt. Zusätzlich dazu ist 80 % der Arbeit nicht existenzsichernd. Wie soll da der Aufbau einer Zukunftsperspektive möglich sein, wie ihn die Richter und Richterinnen unserer Asylbehörden bei der Ausstellung negativer Bescheide den Afghanen immer wieder bei der Abschiebung in ihre Heimat in Aussicht stellen?

Gott, du Schöpfer der Zukunft und der Hoffnung,

an dich wenden wir uns mit unserem Gebet. Du willst Licht bringen in die Dunkelheiten unserer Welt.

Wir erleben so viel Dunkel um uns herum. Manchmal sind wir voll Furcht, oft voller Ohnmacht. Wir würden gerne etwas ändern an der perspektivlosen Situation von Geflüchteten, die in unserem Land keine Chance zu haben scheinen.

In dieser Dunkelheit rufen wir zu dir und zünden ein Licht der Hoffnung an.

Wir erleben wie die Leben von geflüchteten Menschen in Griechenland, an den Grenzen der EU, aber auch hier bei uns verantwortungslos, beinahe mutwillig eingeschränkt, bedroht, menschenunwürdig behandelt werden.

In dieser Dunkelheit kommen wir zu dir und zünden ein Licht der Freiheit an.

Wir erleben, dass unsere Regierung im Asylrecht vor allem das eine Ziel zu verfolgen scheint, Asylsuchenden keine Perspektive unter uns zu gewähren. Dabei bereichert Diversität unsere Gesellschaft und auch ein Land wie Österreich braucht motivierte Arbeitskräfte.

In dieser Dunkelheit kommen wir zu dir und zünden ein Licht der Weisheit an.

Wir erleben, dass Menschen, die aufgrund von Krieg und Terror ihre Heimat, ihre Familie, ihre Arbeit, ihre Träume verloren haben bei uns Zuflucht suchen. Aber die Welt um uns herum scheint kalt und abweisend, überfordert damit diesen Menschen Sicherheit, Stabilität und eine neue Chance zu ermöglichen.

In dieser Dunkelheit kommen wir zu dir und zünden eine Kerze der Warmherzigkeit an.

Gott, du Schöpfer der Zukunft und der Hoffnung, du bist das große Licht für unsere Welt.

An deinem Licht können wir uns alle wärmen, darum beten wir gemeinsam zu dir:

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

Olivier Dantine – Predigt zum Sonntag Kantate – 10. Mai 2020

Und als er schon nahe am Abhang des Ölbergs war, fing die ganze Menge der Jünger an, mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten, und sprachen: Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe! Und einige von den Pharisäern in der Menge sprachen zu ihm: Meister, weise doch deine Jünger zurecht! Er antwortete und sprach: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.

Lukas 19,37-40 (Lutherbibel 2017)

Predigt von Olivier Dantine zum Sonntag Kantate, 10. Mai 2020

Johann Sebastian Bach, Singet dem Herrn ein neues Lied, BWV 225, Ensemble BachWerkVokal, Leitung Gordon Safari

Gebet für Freiheit und Würde 04.05.2020

Afghanistan ist nicht sicher.

Laut dem Global Peace Index war Afghanistan 2019 das unsicherste Land weltweit.
2018 lag es mit 44.600 Kriegstoten weit vor dem Jemen: 28.800 oder Syrien: 28.500.
Trotzdem schiebt Österreich immer noch Afghaninnen und Afghanen ab – vor allem junge alleinstehende Männer. Dabei sind sie es, die besonders von den bewaffneten Konflikten im Land betroffen sind. Denn Neutralität gibt es für sie nicht. Entweder werden sie verdächtigt für die Regierung zu arbeiten und sind deshalb von den Taliban, dem IS oder anderen militanten Gruppen bedroht. Oder die Regierung argwöhnt, dass sie mit den Taliban sympathisieren oder Milizen angehören.

Die Taliban in Afghanistan gewinnen weiterhin an Macht. Sie sichern sich diese durch Überwachung und Verfolgung. Widerstand oder verweigerte Kooperation wird landesweit mit Mord verfolgt, davon betroffen sind nicht nur diejenigen, die direkten Widerstand leisten, sondern auch deren Angehörigen oder weitläufige Verwandte.
Außerdem ist bekannt, dass die Taliban eine Flucht, vor allem in den „Westen“ sanktionieren. Sie werten diese als Desertation und/oder als Abfall vom muslimischen Glauben (Apostasie). Beides wird von ihnen bestraft und auf das Schärfste sanktioniert.
Wie können unter diesen Bedingungen Abschiebungen zulässig sein? Warum gilt Afghanistan für die österreichische Regierung als sicheres Land?

Mit Blick auf die andauernde politische Unsicherheit, den fehlenden Fortschritten im Friedensprozess, die fortwährenden Angriffe von Terroristen auf Regierung und Zivilsten sowie das desolate Gesundheitssystem, stellt nicht zuletzt auch die Covid-19-Pandemie eine existenzielle Bedrohung für jede Afghanin, jeden Afghanen dar.

Gott, du Schöpfer der Zukunft und der Hoffnung,

mit unserer Sorge um Menschen aus Afghanistan, aber auch aus anderen Ländern kommen wir zu dir.
Wir verstehen nicht, dass Menschen aus unserem Land abgeschoben werden in einen Staat, in dem Krieg, Terror, Angst und Not herrschen.
Wir verstehen nicht, warum Menschen, die so oft ein zerbrochenes, zerstörtes Leben hinter sich haben, die sich darum bemühen unsere Kultur, unser Leben hier anzunehmen, die arbeiten wollen und ihren Beitrag zu unserem Wohlstand leisten, warum sie sich nicht eine neue Perspektive, eine neue Zukunft unter uns aufbauen dürfen?
Viele von ihnen sind schon jahrelang in Österreich, in Tirol. Sie haben unsere Sprache gelernt, teilen, was uns wichtig ist und bringen sich mit ihren unterschiedlichsten Gaben ein und das, obwohl es ihnen nicht leicht gemacht wird und sie immer wieder auch mit den Geistern ihrer Vergangenheit kämpfen.
Wir bitten dich um Gerechtigkeit und Barmherzigkeit für Menschen aus Afghanistan, die von der Abschiebung bedroht sind.
Wir bitten dich um Weisheit und Barmherzigkeit bei den Menschen, die über die Schicksale anderer entscheiden. Dass sie wohlüberlegte, nicht dem Mainstream folgende Entscheidungen treffen. Entscheidungen, die einer Gesellschaft, in der Menschenwürde und Menschenrechte nicht in Frage zu stellen sind, gerecht werden.
Wir bitten dich für alle, die Unrecht ertragen müssen, erbarm dich ihres Elends und
ihrer Verzweiflung! Wir bitten dich für alle, die Unrecht einzudämmen versuchen und die gegen Unrecht aufbegehren! Lass sie nicht mutlos werden, sondern an der Hoffnung festhalten, dass dein Reich, dein Recht schon unter uns und durch uns anbricht.

Danke, Gott, dass wir Sprache haben,

den Schmerz zu beklagen, das Notwendige zu erbitten
und auch vom Schönen zu schwärmen.
Danke, dass wir nicht beredt sein müssen, nicht wort-gewaltig
und laut, dass du hörst –
auch unsere gestammelten und geflüsterten Gebete.
Wir bitten dich, Gott:
Gib – auch durch uns! –
den Benachteiligten deine Gerechtigkeit,
den Stummgemachten deine Stimme,
den Engstirnigen deine Weite.
den Mutlosen deine Stärke,
den Mächtigen deine Weisheit,
den Gereizten deine Stille,
den Flüchtenden deinen Schutz.
Und wir bitten: Unser Gebet sei mehr als Wunschkonzert,
Tradition und Denkleistung – es sei erfüllt mit uns selber!
Mache unser Gebet stark und uns selber lebendig!

Gemeinam beten wir zu dir:

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

Olivier Dantine – Predigt zum Sonntag Jubilate – 3. Mai 2020

Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.

Johannes 15,1-8 (Lutherbibel 2017)

Predigt von Olivier Dantine zum Sonntag Jubilate, 3. Mai 2020

Musik im Audio-Beitrag von Ronald Kah, Song: “ Touch Of Heaven“; Creative Commons Lizenz CC-BY

Gebet für Freiheit und Würde 27.04.2020

Afghanistan ist nicht sicher.

Seit über 40 Jahren zerstören Krieg und Terror dieses Land, indem die Müttersterblichkeit immer noch zu einer der Höchsten dieser Erde zählt. 2018 litten 2/3 der Provinzen Afghanistans unter den Folgen der schlimmsten Dürre seit über acht Jahren. 2019 sorgten dann gewaltige Überschwemmungen für weitere Ernteausfälle. In einem Land, indem die meisten Menschen von der Landwirtschaft leben, ist das eine Katastrophe und sorgt dafür, dass Menschen nicht nur aufgrund andauernder Kampfhandlungen ihre Dörfer und Distrikte verlassen müssen. Richterinnen und Richter an den österreichischen Asylgerichten sind der Überzeugung, dass sich  junge afghanische Männer, die abgeschoben werden, in den Städten Kabul, Herat oder Mazar-i-sharif leicht eine neue Existenz aufbauen können. Warum siedeln sich nicht die vielen binnenvertrieben Afghaninnen und Afghanen dort an, wenn es so einfach möglich wäre?

Abschiebungen in derartig von Krieg, Terror und Naturkatastrophen zerstörte Länder erachten wir als menschenrechtswidrig und als ein Armutszeugnis für unser Land.

Gott, du Schöpfer der Zukunft und der Hoffnung,

wir glauben an deine Gerechtigkeit.  Und wir glauben an Jesus Christus, deinen Sohn, der sich für die Schwachen, am Rand der Gesellschaft Stehenden, für Verfolgte und Andersdenkende eingesetzt hat. Wir erwarten, dass unsere Kirchen dieser Botschaft folgen und ihre Praxis danach ausrichten. Wir erwarten das auch von Menschen in Politik und Wirtschaft, die vorgeben christlichen Werten zu folgen. Statte sie aus mit der Sensibilität andere wahrzunehmen, damit sie sich nicht selbst zu sehr aufspielen und andere Menschen einschüchtern, verunsichern oder sogar ihrer Zukunftsperspektiven berauben. Rüste uns aus mit der Unbeirrbarkeit für die Opfer von leichtfertig ausgestellten negativen Asylbescheiden einzustehen, unsere Stimmen zu erheben und darauf hinzuweisen.

Wir hoffen und bitten dich darum, dass dein Geist unser Engagement für mehr Gerechtigkeit stärkt und unterstützt. Erhalte uns die Unfähigkeit uns an Unmenschlichkeit zu gewöhnen.

Gott, du Schöpfer der Zukunft und der Hoffnung,

wir glauben an deine Gerechtigkeit. Und wir glauben, dass dein Sohn Jesus Christus uns gezeigt hat, wie wir Gerechtigkeit leben können. Wir erwarten, dass alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion und Lebensgeschichte ein menschenwürdiges Leben gestalten dürfen. Wir sind der Überzeugung, dass der Mensch im Mittelpunkt der Asylverfahren stehen sollte. Darum bitten wir dich, dass Geflüchtete gerechte Verfahren erhalten, in denen sie eine Chance haben gehört zu werden, ihre Berichte nicht von Vorneherein als unglaubwürdig abgestempelt werden und ein Urteil nicht bereits vor der Einvernahme so gut wie feststeht.

Gott, du Schöpfer der Zukunft und der Hoffnung.

wir glauben an deine Gerechtigkeit und daran, dass es sich lohnt sich dafür einzusetzen. Lass uns auch weiterhin nicht gleichgültig bleiben, wenn die Mächtigen sich vergessen und die Ohnmächtigen vergessen werden. Lass uns dazu beitragen, dass Menschlichkeit, Respekt und Verantwortung für einander sich in unserer Gesellschaft ausbreiten, wie die Glut eines Feuers, an dem sich alle Menschen wärmen können.

Gemeinam beten wir zu dir:

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

Olivier Dantine – Predigt zum Sonntag Misericordias Domini – 26. April 2020

Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet; der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.

1. Petrusbrief 2,21-25 (Lutherbibel 2017)

Predigt von Olivier Dantine zum Sonntag Misericordias Domini, 26. April 2020

Johann Sebastian Bach, Präludium in E-Dur (BWV 854) und Präludium in As-Dur (BWV 862), Das Wohltemperierte Klavier, I. Teil

Evangelischer Religionsunterricht in Zeiten von Corona

Lehrerinnen und Lehrer erzählen, wie sie die Krise meistern

Wien (epdÖ) – Briefe von einer Handpuppe? Instagram-Videos vom Lehrer? Eine eigene Homepage für den Unterricht? In der Coronakrise haben viele evangelische Religionslehrerinnen und -lehrer neue Ansätze entwickelt, um Kinder und Jugendliche zu erreichen, auch wenn die Schulen geschlossen bleiben. Der Evangelische Pressedienst für Österreich hat sich bei einigen von ihnen umgehört und einen kleinen Überblick zusammengestellt, wie Religionsunterricht auch im Krisenmodus funktionieren kann – von der Volks- bis an die Hochschule, von Tirol bis nach Niederösterreich.

Joe Karner: 40 Schulen, eine Website

Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen: Da er in Tirol an über 40 Schulen – vom Brenner bis nach Seefeld und von Innsbruck bis ins Ötztal – rund 90 Schülerinnen und Schüler betreut, entschied sich Joe Karner, eine eigene Homepage als Lernplattform einzurichten: “Auch wenn die einzelnen Schulen intern Strukturen aufgebaut haben, ist es für meine Kolleginnen und mich nicht administrierbar, in jedes Schulsystem einzusteigen und dann einen Schüler oder eine Schülerin zu betreuen”, schildert Karner die Herausforderung. Zuvor habe er einige vergleichbare Angebote analysiert, aber feststellen müssen, dass keines davon seinem eigenen Unterrichtsstil entspreche. Selbst ohne Erfahrung in dem Metier habe ihm sein Bruder – ein Webdesigner – unter die Arme gegriffen, erklärt Karner.

Eins zu eins lasse sich der Religionsunterricht freilich nicht ins Netz übertragen: Üblicherweise gehe er immer von der Lebensrealität der Schülerinnen und Schüler aus – sei es bei der Erarbeitung biblischer Geschichten oder bei ethischen Themen: “Nur so können sie die Inhalte mit ihrem eigenen Leben verknüpfen.” Online ließe sich das freilich schwerer realisieren; da behelfe er sich damit, kleine Hörspiele oder Videos aufzunehmen, auch damit ihn die Kinder hören und sehen können: “Ich weiß, dass ich mit diesem Fach bei meinen Schülerinnen und Schülern assoziiert bin und hoffe, dass so vielleicht ein kleines Fünkchen Normalität in diese völlig absurde Zeit kommt”, sagt Karner, der das Online-Projekt, das am 19. April zunächst öffentlich und frei zugänglich startete, auch nach Ende der Einschränkungen durch die Coronakrise fortführen will. “Die Situation im evangelischen Religionsunterricht wird immer prekärer, da müssen wir rechtzeitig neue Wege suchen, wie der Unterricht laufen kann. Jetzt, da uns die Coronakrise dazu zwingt, sind wie schon auf einem neuen Weg.” Zu finden ist Karners Website unter www.reli-in-action.at

Heidemarie Wagner: Briefe von Twuff

Bei Heidemarie Wagners Schülerinnen und Schülern ist es eine Handpuppe, die sie durch die Zeit der Coronakrise begleitet. Der gelbe Filzhund namens Twuff kommt bei Wagner, die an vier Volksschulen und einer Neuen Mittelschule in Kärnten unterrichtet, auch sonst immer zum Einsatz: “Ich stelle den Kindern Twuff immer als meinen Freund vor, der schüchtern ist und nur rauskommt, wenn es ganz leise ist. Der geht dann im Kreis herum und immer das Kind darf sprechen, das Twuff gerade hat.” Dabei lade sie die Kinder ein, ihre Emotionen auf “Gefühlekärtchen” zu schreiben, die dann gesammelt würden. Ziel sei deren emotionale Sprachfähigkeit.

Diesen stark auf Ritualen fokussierenden Ansatz versuche sie auch nun beizubehalten, da die Kinder nicht in die Schule kommen könnten, “wo doch die Beziehung die Basis des Religionsunterrichts ist”. Jetzt schreibe der gelbe Filzhund Twuff den Kindern also wöchentlich Briefe. Auch da versuche sie, die Gefühlekärtchen und Rituale zu integrieren. “Twuff erinnert an diese Rituale und ermutigt dazu, sie auch zuhause zu machen. Sie können ihm dann schreiben, wie es ihnen geht oder wie sie etwa Ostern gefeiert haben.” Tatsächlich habe sie bereits Videos zugeschickt bekommen, auf denen Kinder zuhause Segen sprechen. In den Briefen von Twuff kämen zudem kleine Aufträge, die aber wiederum nicht sie als Lehrerin, sondern der Filzhund formuliere. Ihr Kernanliegen sei es, “die Angebote, die ich im Unterricht zur Verfügung stelle, um sich selbst zu strukturieren, um Spiritualität zu erleben, jetzt in dieser schwierigen Situation auch zuhause zu bieten”, so Wagner.

In den zehn Kapiteln des Readers geht die Jugendreferentin der Evangelischen Kirchengemeinde Lauffen (Württemberg) unter anderem auf den Begriff des Mentoring ein, skizziert mögliche Inhalte und Fragestellungen, analysiert biblische Grundlagen und entwickelt einen Leitfaden zur Entwicklung eines eigenen Mentoringstils. Gegliedert ist die Publikation in thematische Lerneinheiten über je 90 Minuten. Ein Spiel führt zu Beginn jedes Kapitels an das zu behandelnde Thema heran, es folgen Wissensinput und vertiefende Fragen.

Entstanden ist der Mentoring-Reader aus dem Dreiländerprojekt MAM (MitarbeiterInnen-Ausbildung und -Mentoring), an dem neben der Evangelischen Jugend Salzburg-Tirol der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) Oberalster zu Hamburg und die Evangelisch-lutherische Gemeinde Bozen mitwirken. Im vergangenen Jahr hatte das Projekt den von den Ländern Tirol und Südtirol gemeinsam vergebenen Ehrenamtspreis „Glanzleistung“ erhalten. Alle Infos zum Projekt unter www.mam4you.net. Hier findet sich auch der Mentoring-Reader zum Download.

Jutta Aschauer: Distance Learning von der Volksschule bis an die KPH

Gänzlich auf Distance Learning von zuhause aus ist man an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems (KPH) umgestiegen. Jutta Aschauer, selbst auch Religionslehrerin in verschiedenen Schultypen und -stufen, ist hier unter anderem in der Ausbildung von Religionspädagoginnen und -pädagogen tätig. Über die Lernplattform Moodle werden Arbeitsaufträge erteilt, Ausgearbeitetes hochgeladen, Feedback gegeben. So sei “durchaus differenziertes Arbeiten möglich”, sagt Aschauer, die an der KPH auch künstlerische Fächer unterrichtet: “Selbst das klappt gut, auch wenn diese Fächer sehr praktisch orientiert sind. Da gebe ich Aufgaben, zu denen die Studierenden Fotos einstellen, und die können dann von allen anderen Studierenden gesehen und kommentiert werden.”

Ob und wie E-Learning in den verschiedenen Schulstufen funktionieren kann sieht Aschauer allerdings zwiespältig: In der Sekundarstufe II – ab dem neunten Schuljahr, sei das ohne weiteres möglich, an den Neuen Mittelschulen nur mehr mit Einschränkung: “Bei den 10- bis 14-Jährigen ist die Gruppe unersetzbar, das fällt da natürlich weg, selbst wenn man auf Plattformen wie YouTube oder Zoom zurückgreifen würde.” Gar nicht vorstellen könne sie sich Religionsunterricht via Internet bei den Jüngsten im Schulsystem: “Religionsunterricht in der Volksschule kann man nicht durch Lernplattformen oder sonstige Arbeitsformen ersetzen. Das geht nicht. Religionsunterricht beruht auf Interaktion, auf persönlichem Kontakt, auf sozialem Lernen, auf Beziehung.” Inhaltlich ließe sich zwar einiges mit Materialpaketen auffangen. Eine Alternative zum direkten Kontakt sei das aber nicht, meint Aschauer.

Ralf Isensee: Als Pfarrer und Lehrer auf Instagram

Mehr Jugendliche als in der Zeit vor Corona erreicht Pfarrer Ralf Isensee. Das liegt freilich nicht nur am Unterricht, der sich für den Religionslehrer am BRG Spittal an der Drau in Kärnten vollständig auf digitale Plattformen verlagert hat, sondern vor allem an seinem Instagram-Account (@bienenpfarrer). Dort postet er allmorgendlich einminütige Videos, die sich auch viele Schülerinnen und Schüler ansehen, die seinen analogen Unterricht gar nicht besuchen, und die zum Teil nicht einmal evangelisch sind. Ergeben habe sich das erst durch die Coronakrise, die ihn wie alle anderen Lehrerinnen und Lehrer vor die Frage gestellt habe, wie er nun seine Arbeit sinnvoll machen könne: “Ich habe mir dann vieles angesehen, was etwa auf YouTube passiert, und mich gefragt: ‘Wer schaut das eigentlich an?’” Vor allem die Länge der dort geposteten Videos habe ihn skeptisch gemacht.

Instagram habe sich dann als gute Alternative für ihn herauskristallisiert. Zum Einen, weil sich dort relativ viele junge Leute aufhielten, zum anderen, weil das spezifische Videoformat von maximal einer Minute in der Grundversion vielen Nutzerinnen und Nutzern entspräche, die sich einfach durchklicken wollten. “Und es ist eine schöne Herausforderung für meinen Beruf”, meint Isensee, der mit Instagram zuvor nur “sporadische Erfahrung” hatte. Die Berührungsängste der Jugendlichen mit ihrem Lehrer seien dabei tendenziell eher gering, stellt Isensee fest, der auch nach der Coronakrise mit den Videos weitermachen will: “Weil ich die Vorteile einfach sehr genieße und weil es eine Möglichkeit ist, mit Menschen in Kontakt zu sein, die ich sonst nicht hätte”.