Gebet für Freiheit und Würde 06.04.2020
Die Abschiebungen nach Afghanistan sind von der österreichischen Regierung zurzeit ausgesetzt.
Auch in andere Länder, aus denen Geflüchtete hierherkommen, wird momentan nicht abgeschoben. Es dürfte aber auch ausgesprochen schwierig sein, Heimreisezertifikate für Menschen über die eine Rückkehrentscheidung erlassen wurde ausgestellt zu bekommen. Denn das Coronavirus ist auf dem Vormarsch und stoppt auch nicht vor Ländern in denen Terror, Krieg und Armut herrschen. Und in den Herkunftsländern ist die Angst vor Personen, die aus Europa abgeschoben werden besonders groß. Sie könnten das Virus mitbringen. Extreme soziale Distanzierung ist die Folge. Für die Afghaninnen und Afghanen und andere, über die hier in Österreich eine Rückkehrentscheidung erlassen wurde bedeutet die Aussetzung der Abschiebung aber keine Sicherheit. Die Aussetzung ist nicht verbunden mit einem Aufenthaltstitel, sie bedeutet nur noch längeres Warten und noch größere Verunsicherung. Menschenwürde ist eng verbunden mit dem Bedürfnis in Sicherheit leben zu dürfen. Mit einem Leben im Wartezustand ist das kaum zu vereinbaren.
Gott, du Schöpfer der Zukunft und der Hoffnung,
wir leben aus deiner Zusage, dass jeder Mensch kostbar ist. Aber wir erleben immer wieder Menschenverachtung und Intoleranz. Hilf uns nicht müde zu werden, für die Wahrung von Würde, Achtung und Respekt einzutreten, auch wenn die Zeiten dafür im Moment schwierig scheinen. Wir wollen es nicht zulassen, dass Menschen unter uns, die schon einmal alles zurücklassen mussten, verunsichert, mit Angst vor der Zukunft unter uns leben müssen. Darum bitten wir dich, dass du die Herzen derjenigen öffnest, die sie vor der Not anderer verschließen möchten, weil sie eine andere Hautfarbe, eine andere Religion, eine andere Nationalität haben oder schlichtweg nicht von hier sind.
Dein Sohn Jesus Christus hat uns ein friedfertiges, wertschätzendes Leben vorgelebt. Wir in Österreich und Europa nennen uns „christliches Abendland“ und doch werden „Fremde“ ausgegrenzt und das Leben anderer geringgeschätzt. Gib uns Mut Verantwortung füreinander über Grenzen hinweg wahrzunehmen und umzusetzen. Ermutige uns immer wieder furchtlos klare Position zu beziehen, auch wenn uns schon lange niemand mehr hören will. Wir wollen nicht zusehen, wie Menschen an den Grenzen Europas unter schlimmsten, entwürdigenden Bedingungen leben müssen, weil unsere Regierungen nicht zum Handeln bereit sind. Rüste uns aus mit Langmut und Beharrlichkeit, damit wir ihnen weiter in den Ohren liegen.
Gott, du Schöpfer der Zukunft und der Hoffnung,
für uns bist du der einzige HERR auf dieser Welt. Aber wir erleben, wie Menschen bereit sind sich einem Führerprinzip zu unterwerfen. Gib, dass wir couragiert gegen jede Herrschaftsideologie auftreten, damit Menschen nicht gedankenlos einem Führerprinzip hinterherlaufen. Hilf uns ehrlich zu argumentieren, Fakten aufzuzeigen und aussichtlose Streitereien zu vermeiden.
Mach uns stark dafür weiterhin in deiner Nachfolge zu leben und unbeirrt für Nächstenliebe einzutreten. Lass uns Stimme für die Schwachen sein, Trost für die Verängstigten und Schirm für die Schutzsuchenden.
Und wir
bitten dich: Unser Gebet sei mehr als Wunschkonzert,
Tradition und Denkleistung – es sei erfüllt mit uns selber!
Lege uns in der Stille Worte in den Mund, die über das
hinausreichen, was erreichbar ist!
Mache unser Gebet stark und uns selber lebendig!
Wir beten zu dir, wie Jesus Christus uns es gelehrt hat:
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.